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Niedersächsisches Forschungsprojekt zu Multimedikation in Pflegeheimen

Posterpreis für interdisziplinäres Medikationsmanagement

Hannover, 14. November 2016 – Die Mediziner der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) haben Dr. med. Ulrike Junius-Walker und ihre Mitarbeiterinnen vom Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit einem Preis in der Poster-Kategorie „Forschungsprojekt mit hoher praktischer Relevanz für die Allgemeinmedizin“ ausgezeichnet.

Prämiert wurde das wissenschaftliche Poster zur Forschungsarbeit „Sicheres Medikamentenmanagement im Pflegeheim. Tandemvisite im Praxistest“. Das Projekt war eine interprofessionelle Zusammenarbeit von Arzt, Apothekerin und Pflegedienstleitung und wurde von der Apothekerkammer Niedersachsen finanziell und personell gefördert.

Multimedikation bei Heimbewohnern prüfen
Eine systematische Überprüfung der Medikation in einem Pflegeheim kann Aufschluss darüber geben, wie die Versorgung chronisch kranker Bewohner verbessert werden kann. Aus diesem Grund führten das Institut für Allgemeinmedizin der MHH und die Apothekerkammer Niedersachsen von Oktober 2015 bis Juni 2016 ein gemeines Forschungsvorhaben durch. Julia Fabricius von der Sonnen-Apotheke in Hannover wurde Teil des Visite-Teams in einem hannoverschen Pflegeheim. Fabricius ist eine nach der Athina-Methode geschulte Apothekerin. Sie erfasste vor Ort die Medikation von zwölf Bewohnern, analysierte sie und erstellte einen Medikationsplan. Anschließend arbeitete sie Empfehlungen für eine Medikationsänderung aus, die der Patientenakte beigefügt wurden. Während der Visite konnten Pflegedienstleitung und Hausarzt die Ergebnisse der Apothekerin aus dem Krankenblatt ablesen und abstimmen. „Ich freue mich, dass das Projekt einen Preis bekommen hat, denn die Zusammenarbeit zwischen Arzt, Apotheker und Pflegepersonal ist gerade bei multimorbiden Patienten äußerst wichtig und weiter ausbaufähig. Die Patienten profitieren von einer optimalen Versorgung durch eine verbesserte Kommunikation unter den Beteiligten“, sagt Fabricius.

Dr. Ulrike Junius-Walker zieht nach Abschluss des Projekts eine positive Bilanz: „Multimedikation ist für Heimbewohner die Regel. Und sie haben dadurch ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Durch die systematische Medikamentenüberprüfung werden Anzahl, Dosierung und Einnahmezeitpunkte der Medikamente den Bedürfnissen der Kranken angepasst. Dadurch hat sich die Arzneimitteltherapie der Bewohner erheblich verbessert.“ Bei allen Bewohnern konnte die Anzahl der Medikamente von durchschnittlich 14 auf 12 reduziert werden. Bei knapp der Hälfte der Bewohner wurden potenziell inadäquate Medikationen (PIM) erkannt und teilweise ausgetauscht. Bei 42 Prozent der Patienten deckte die Apothekerin Doppel- und Mehrfachverordnungen auf, die nach Absprache mit dem Arzt minimiert werden konnten.

Zusammenarbeit zwischen den Berufen fördern
Um die bestmögliche Arzneimitteltherapie für den Patienten zu finden, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Apotheker, Arzt und Pflegekraft wichtig. „Dafür braucht man Vertrauen und gemeinsame Erfolgserlebnisse“, fasst Junius-Walker ihre Erkenntnisse aus dem Projekt zusammen. „Die Abstimmung zwischen den Beteiligten an diesem Projekt gestaltete sich wegen unterschiedlicher Wahrnehmungen der Probleme und unterschiedlicher Prioritäten als schwierig. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass jede Profession erst noch ihre Rolle im gemeinsamen Medikamentenmanagement finden muss. Eine konstruktive Atmosphäre und offene Gespräche helfen dabei.“

Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen gratuliert den Preisträgerinnen: „Ich freue mich außerordentlich, dass vor allem die hohe Praxisrelevanz dieses Forschungsprojekts von den Allgemeinmedizinern ausgezeichnet wurde. Ich gratuliere Frau Dr. Junius-Walker und ihrem Team ganz herzlich dazu. Der Umgang mit Multimedikation und chronisch Kranken mit komplexen Erkrankungen ist ein gemeinsames Interesse, das gerade Ärzte und Apotheker in Hannover sehr bewegt. Wir werden weiter gemeinsam daran arbeiten, die Versorgungsforschung und die Zusammenarbeit der heilenden und pflegenden Berufe voranzutreiben.“

Der Posterpreis der DEGAM wurde im September 2016 auf dem 50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in Frankfurt a. M. verliehen und ist mit 1.000 Euro dotiert.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.

Pressekontakt der Apothekerkammer Niedersachsen:
AzetPR
Andrea Zaszczynski
Wrangelstraße 111, 20253 Hamburg
Telefon 040 / 41 32 700, info@azetpr.com

Apothekerkammer Niedersachsen
Anja Hugenberg
An der Markuskirche 4
30163 Hannover
Telefon: 0511 39099-0
Fax:       0511 39099-36
www.apothekerkammer-nds.de

Bildnachweis: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)